Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. Kreisverband Stadt Darmstadt und Kreis Darmstadt-Dieburg
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Der Seltene

Baum des Jahres 2013 ist der Europäische Wildapfel

Michael Schlote

 

Zum Baum des Jahres 2013 wurde der Europäische Wildapfel (Malus sylvestris), auch als Holzapfel bezeichnet, gewählt, eine Art, die schwer zu finden und zu bestimmen ist. Wer kennt ihn schon, den Wildapfel, der gerne Waldränder, Feldholzinseln, Auen- und Gebirgswälder besiedelt, denn er benötigt viel Licht. Es dürfte der seltenste Baum Deutschlands sein, den man sich da ausgesucht hat. Er verkriecht sich förmlich in die Waldecken, wo er ausreichend Licht bekommt und sein einsames Wachsen meist unerkannt vollziehen kann. Die forstliche Fachliteratur schweigt sich vornehm über ihn aus, da eine wirtschaftliche Verwendung einfach nicht existiert. Ein Waldbaum, der überwiegend strauchartig wächst, im Einzelfall mal 10 m Höhe und 30 cm Durchmesser erreicht, dabei noch krummes und häufig hohles Holz produziert, ist einfach nicht Wert, sich damit zu befassen. Aber eine Funktion muss er ja im Waldlebensraum haben, sonst gäbe es ihn nicht.

Der Holzapfel gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Er ist eine Charakterart der Sommerlaubwälder und –gebüsche des Querco-Fagetea. Nach neuen gentechnischen Unter-suchungen scheint er nicht die Urform unseres Kulturapfels (Malus domestica) zu sein. Dieser stammt höchstwahrscheinlich vom Asiatischen Wildapfel (Malus sieversii) ab. Eine exakte Bestimmung wird durch Kreuzungen mit dem Kulturapfel auch noch erschwert.

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Europäischen Wildapfels umfasst fast ganz Europa und Vorderasien, ausgenommen sind Nordskandinavien, Nordrussland und Teile Griechenlands und Spaniens. In forstlich intensiv bewirtschafteten Wäldern hat er seines geringen Durchsetzungs-vermögens, seiner hohen Lichtbedürftigkeit und seines geringen Höhenwachstums wegen keine wirkliche Chance. Als bevorzugte Verbreitungsgebiete gelten die Tiefebenen Mitteleuropas. In den Alpen steigt er bis in 1100 m üNN hinauf. Man findet ihn zerstreut in Auenwäldern, auf Steinriegeln, in Hecken und Gebüschen auf frischen, nährstoff- und basenreichen Lehmböden in milder Klimalage. Diese natürlichen Standorte sind in der Vergangenheit durch den Menschen stark verändert worden, daher ist der Holzapfel in seinem Bestand akut bedroht.

Der Holzapfel trägt weiche, spitz-eiförmige Blätter von 4 bis 8 cm Länge, die leicht gezahnt sind. Der Unterschied zum Kulturapfelblatt besteht darin, dass die Blätter des Holzapfels unterseits nicht oder kaum behaart sind. Kurztriebe können zu dornigen Fortsätzen ausgebildet sein. Die Blüten erscheinen von April bis Mai. Es sind wenigblütige Doldentrauben, deren Kronenblätter innen weiß und außen rötlich gefärbt sind. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, die von dem Duft der Blüten angezogen werden. Die ab September reifenden Früchte sind klein bis 3 cm im Durchmesser, gelbgrün gefärbt und meist mit einem Rotschimmer auf der Sonnenseite. Sie sind hart und schmecken mit ihrem hohen Gerbstoffanteil sauer und bitter. Das Holz des Baumes ist im Splint rötlich-weiß gefärbt, der Kern ist rotbraun. Es ist hart, feinfaserig, wenig elastisch und auch wenig dauerhaft, daher sind ältere Bäume meist innen hohl. Die maximalen Stammdurchmesser liegen bei etwa 30 cm. Die Rinde besteht aus unregelmäßig geformten Borkenschuppen. Das Höchstalter kann bis etwa 150 Jahre betragen.

Die Blüten des Holzapfels sind wertvolle Nektar- und Pollenspender besonders für Bienen und Hummeln, da sie zur Verfügung stehen, wenn die anderen Obstbäume bereits verblüht sind. Die harten Früchte können durch Trocknen oder Kochen genießbar gemacht werden. Dieses Verfahren wurde von unseren Vorfahren schon in der Steinzeit praktiziert. Die Holzäpfel liefern auch einen exquisiten Brand, der aber mit viel Mühe bereitet werden muss. Wild, Kleinsäuger und Vögel bedienen sich gerne an den Früchten und sind für die natürliche Verbreitung der Baumart verantwortlich. Die Jungpflanzen erfreuen sich beim Wild als besondere Äsung großer Beliebtheit. Das Kernholz wird gerne für Arbeiten der Drechsler verwendet, hat aber wegen seiner nur geringen Verfügbarkeit keine wirtschaftliche Bedeutung.

Von der Bibel über die griechische Mythologie bis hin zu unseren Sagen und Märchen hat der Apfel eine besondere Bedeutung. Es begann mit einem Apfel im Paradies und endete mit dem Apfel für Schneewittchen. Der Apfel steht für das Weibliche und dient als Fruchtbarkeitssymbol, auch wenn er einen männlichen Artikel trägt. Die Birne steht dagegen für das Männliche, eigentlich eine verkehrte Welt.

 

 

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