Nach einem Bericht im Darmstädter Echo vom Freitag 16.6.2017 beabsichtigt die Seven Seas Aquarium GmbH & Co. KG
den Bau des riesigen Indoor-Aquariums „Shark-City“ für Haifische und andere Meeresbewohner in einem Gewerbegebiet im südhessischen Pfungstadt.
Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald hat sich in ihrer letzten Vorstandssitzung mit diesem Vorhaben befasst. Sie
bezweifelt die regionalplanerische und damit bauplanungsrechtliche sowie die Natur- und tierschutzgesetzliche Zulässigkeit des gesamten Projektes ohne vorherige Änderung des Regionalen
Raumordnungsplans. Vorrangig steht dem Vorhaben bereits die zwingend vorgeschriebene Umweltvertäglichkeitsprüfung (UVP) mit den Schutzgütern Mensch, Tier- und Pflanzenwelt sowie natürlicher
Ressourcen entgegen. Grundsatz dieser UVP ist die rechtzeitige Einbindung der Öffentlichkeit. Diese hat bisher zu keinem Zeitpunkt stattgefunden. Das Pfungstädter Bauamt erklärt lediglich
lapidar, dass man keine „planungsrechtlichen Schwierigkeiten“ sehe.
Alleine die Ausstrahlungen eines solchen Vorhabens überschreiten das Stadtgebiet Pfungstadts erheblich und begrenzen
die Planungshoheit der Stadt.
Wir als Kreisverband Stadt Darmstadt und Kreis Darmstadt-Dieburg der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V. lehnen
dieses Bauvorhaben aus mehreren Gründen und mit Nachdruck ab:
- Während weithin sichtbar rundherum im Ried und ganz besonders in Pfungstadt der Wald aus Wassermangel verdurstet,
vertrocknet und abstirbt, werden Bau und Unterhaltung des Riesenaquariums fortwährend Millionen Kubikmeter Wasser verschlingen. Dies mit erhofften Gewerbesteuereinnahmen zu rechtfertigen, ist
kurzsichtig und verantwortungslos.
- Die erstrebte Zunahme von individuellem Ziel- und Quellverkehr zu diesem Groß-Haifischaquarium im ohnehin
überlasteten Rhein-Main-Neckarraum als Planungsziel ist anachronistisch und kurzsichtig: Straßen, Wege und Parkplätze müssten gebaut, die Böden versiegelt, das Umgebungsklima belastet werden. Lärm,
Emissionen, und ein ständiges Kommen und Wegfahren führte zu großen überörtlich nachteiligen Wirkungen, ganz zu schweigen von den Belastungen der Pfungstädter Bürger in den nahen
Wohngebieten.
- Hinsichtlich des Tierschutzes bestehen allergrößte Bedenken. Die Zurschaustellung von exotischen Salzwasserbewohnern
in Gefangenschaft in einer Gegend, in der es weit und breit kein Meer gibt, ist überhaupt nicht zu vermitteln. Das vorgeschobene Bildungsargument nämlich die Sensibilisierung der Menschen
für den Lebensraum Meer, ist im im Kontext zur Zerstörung von Festlandslebensräumen unglaubwürdig. Nebenbei bemerkt: Das was die Besucherströme anlocken wird, ist nicht die
Sensibilisierung des Umweltbewusstseins, sondern die Sensationslust am Meeresungeheuer HAI! - Statt Bildung also „big business“ - .
- Aus Gründen der Ressourcenschonung ist es nicht akzeptabel, dass Energie, Salz, Klärmittel etc. verschwendet werden
um Fischexkremente, Nahrungs- , Medikamentenrückstände und Salzwasser in der Pfungstädter Kläranlage aufwendig zu neutralisieren. Transport, Reinigung, Entsorgung, Abluft und die Infrastrukturkosten
sind in der fragwürdigen Gewerbesteuer-bilanz der Pfungstädter Stadtverordneten offensichtlich unberücksichtigt geblieben. Einerseits werden Bauherren per Verordnung gezwungen, energieeffizient
zu bauen und zu leben, auf der anderen Seite soll die Umwelt hier durch Genehmigung babylonischer Projekte für schnelles Geld verschwendet und verschmutzt und verschachert
werden.
- Die landwirtschaftliche Nutzfläche zur Versorgung der Menschen nimmt dramatisch ab. Politische Apelle zum sparsamen
Umgang mit der Ressource Boden verhallen. Es ist beispiellos, wie sich in diesem Falle wieder einmal gewählte Vertreterinnen und Vertreter aller Parteien (!) , geblendet durch oberflächlichen Schein,
in den Dienst von Profiteuren stellen, kurzfristig Gewinn erhoffen und auf lange Sicht nachhaltige Folgeschäden ausblenden.
- Nach § 42 Bundesnaturschutzgesetz in Verbindung mit § 28 Hessisches Naturschutzgesetz bedarf eine solche Einrichtung
einer Betriebsgenehmigung durch die Obere Naturschutz-behörde. Es wird bezweifelt, dass eine solche überhaupt erteilt werden darf.
Der Kreisverband der SDW (www.sdw-dadi.de) ruft die Bürger, die Behörden, alle Natur- und Tierschutzorganisationen,
die Schwimmbadfreunde und die Landes- und Regionalpolitik auf, das Shark-City-Vorhaben von vorn herein abzulehnen und den Entscheidungsträgern der Stadt Pfungstadt in den Arm zu fallen. Was für
Sinsheim schlecht ist, kann für Pfungstadt und das vorbelastete Rhein-Main-Gebiet nicht besser sein.
Für den Kreisvorstand der SDW DA-Di
Dr. Arnulf Rosenstock, Annette
Stahl
Darmstadt , Juli 2017